von der ex-admin » Mi 08.11.2006, 21:36
Gebr. Pfaffenberger erklären Rücktritt
von Heinz-Dieter Kuhlmann
Die Information des Verein RSV Sangerhausen war kurz und bündig: „Die Meldung für die 1. Radball-Bundesliga und dem Deutschlandpokal 2007 wird zurückgezogen und auf den Startplatz beim UCI-World-Cup wird verzichtet“. Die Begründung: Mike und Steve Pfaffenberger wollen sich ab sofort allein auf ihr Studium konzentrieren.
Natürlich schlug diese Nachricht im Hallenradsport wie eine Bombe ein, denn 23-jährige Radballer stehen eigentlich in diesem Alter noch am Anfang ihrer Karriere. Tatsache ist aber, dass sie bereits alles, was im Radball gewonnen werden kann, in der Tasche haben. Für Insider ist es also jetzt keine Überraschung mehr, dass die Pfaffenberger-Zwillinge zu diesem Zeitpunkt mit dem Radballsport Schluß machen. Dornig war der Weg hin bis zum WM-Triumpf in Freiburg und nun sagen sie 20 Tage vor Ende ihrer Amtszeit als Weltmeister ade. Immer gefördert und oftmals lautstark angetrieben vom Vater Axel Pfaffenberger hinter dem Tor räumten sie in den 10 letzten Jahren alles ab: Deutscher Meister U 15, U 17 und U 19, zweifacher Junioren-EM, Deutschlandpokalsieger und EC-Sieger U 23, 3-facher Deutschlandpokalsieger Elite sowie EC-Sieger Elite, 2-facher Deutscher Meister Elite, World-Cup-Gesamtsieger 2004 mit 4-fachem World-Cup-Siegen in einer Saison bisher einmalig) und eben der WM-Titel 2005, wahrlich, so eine komplette Erfolgsstatistik hat bisher noch kein deutsches Team vollbracht. Negativ lediglich das Debakel bei der WM 2004 in Tata mit Rang 5.
In diesen Jahren lief alles auch deswegen so positiv, weil der BDR durch Fördermaßnahmen im Kader oder Sporthilfe, später in der Bundeswehrfördergruppe den Weg mit geebnet hat. Die Mannschaft galt immer als schwierig, kam nicht immer an bei Zuschauern, beim Bundestrainer Jürgen King oder bei den anderen Kadermitgliedern. Andererseits hat auch nicht jeder die Reaktionen der „Pfaffis“ verstanden oder hinterfragt, wobei auch die Spieler ihre besondere Rolle gespielt haben. Eines wurde aber von allen respektiert: sie haben einen tollen Erfolgsradball gespielt und das ist nun – leider – vorbei.
In der abgelaufenen Saison hat man nach und nach alle in 2005 gewonnenen Titel verloren, was natürlich eine erfolgsverwöhnte Mannschaft demoralisiert und oftmals wurde man auf der Fläche demontiert. Ursache des sportlichen Nachlassens sehen die Spieler bei mangelndem gemeinsamen Training wegen der unterschiedlichen Studienorte. Die Vergangenheit im Radball hat aber gezeigt, dass bei den Gebr. Steinmeier (Lieme), Müller-Geilert (Hannover) oder Wille-Sattler (Münster) trotzdem herausragende Erfolge geblieben sind. Der Hauptgrund scheint in Wirklichkeit zu sein, dass man „satt auf Erfolge“ ist und in den Spielen nicht gallig genug zu Werke ging, also eine Kopfentscheidung. Dieser Kopf brachte die innere Überzeugung, ohne gemeinsames Training ist die ursprüngliche Stärke, das Zusammenspiel, nicht mehr zu realisieren. Nur noch dabei sein will das Team mit einer derartigen sportlichen Vergangenheit sich nicht zumuten. Die Kehrseite ist: Wenn man schon nicht gemeinsam trainiert, so ist es dennoch möglich, sich topfit zu halten und genau das scheint nicht der Fall gewesen zu sein. Der BDR hatte den Spielern Radballräder bereitgestellt und Torwart Steve erhielt leihweise einen PKW, um zum Training fahren zu können, aber der Effekt blieb aus, denn nach dem BL-Start mit 3 Siegen in Leipzig und noch der Tabellenführung nach dem 2. Spieltag folgte gewissermaßen der Knacks beim Deutschlandpokalfinale in Wölfersheim beim 4-Meter-Schießen, als der 1. Titel ausgerechnet an den diesjährigen Hauptkontrahenten Hechtsheim abgegeben werden musste. Ab März nahm die Disharmonie im Zusammenspiel ihren Lauf, 3 Niederlagen in der BL in Baunatal, World-Cup-Finale in Ober-Olm nur Rang 5 und beim EC-Finale in Gent Platz 4. Siege bei den World-Cups in Sangerhausen und Mücheln oder bei den Final-Five-Turnieren lagen nicht mehr drin und schließlich der letzte Platz bei der DM in Mönchengladbach. Das soll der sportliche Abschied der Gebr. Pfaffenberger gewesen sein !?
Wie geht es jetzt weiter: den Platz in der 1. Bundesliga übernimmt der Viertplazierte der BL-Aufstiegsrunde Iserlohn II. Der Verein kann die namentliche Meldung bestimmen. Für Iserlohn nach den Abstiegen aus der 1. BL und der 5er BL trotz dem Erfolgs beim Deutschlandpokal U 23 nun doch noch ein versöhnlicher Saisonabschluß – ohne eigenes Zutun. Den freigewordenen Platz in der 2. Bundesliga bekommt der beste Absteiger der Staffel, aus der Iserlohn II kommt, also Aßlar.