von der ex-admin » So 16.05.2010, 14:20
Klasseleistung der Gebr. Mergel mit Silber belohnt
von H.D. Kuhlmann
Deutschland hat im Radball die Silbermedaille gewonnen und das mit einer Klasseleistung der Gebr. Patrick und Matthias Mergel vom RV Bolanden. Selten war eine Mannschaft bei einer EM so hoch favorisiert wie in diesem Jahr das Team aus Österreich. Gerade vor einer Woche war der Torwart Patrick Schnetzer beim EC-Finale Elite in Hechtsheim einer der herausragenden Spieler gewesen und nun erwartete jeder von ihm die Titelverteidigung, allerdings mit neuem Partner Johannes Bauer, ebenfalls erst 16 Jahre alt. Also knobelte man im deutschen Trainerteam an der Taktik. In den Gruppenspielen zeigte am Freitag Österreich mit Kantersiegen zu null über Frankreich und Tschechien die klare Favoritenstellung. Deutschland blieb zwar gegen Tschechien und vor allem die Schweiz auch ohne Gegentor, aber man war im Angriff nicht so effektiv. Beide Teams blieben ungeschlagen, es lief also zum Duell Österreich gegen Deutschland um Platz 1 der Vorrunde hinaus. Hier war Deutschland nahe dran an der Überraschung, denn die Mergels führten 1:0, weil man Schnetzer nie zur Entfaltung kommen ließ. Eine kleine Unachtsamkeit kur vor Schluß führte dann doch zur Ausgleichschance, die sich Österreich nicht entgehen ließ. Juniorentrainer Michael Lomuscio: „ Der Ausgleich war zwar ärgerlich, hat aber für den weiteren Turnierverlauf keinerlei Auswirkungen. Absolut positiv ist für die Spieler die Tatsache, daß man merkt, Österreich ist zu knacken“. Die Überraschung der Vorrunde lieferte Frankreich, das mit 3:1 Toren die Radballgroßmacht Tschechien in das Relegationsspiel schickte.
In diesem Relegationsspiel stand Tschechien gegen Ungarn 9 Minuten lang vor dem Super-GAU, sprich Abstieg in die B-Gruppe. Ungarn führte 2:0, erst 3 Minuten vor Schluß schaffte Tschechien mit der 3:2-Führung und dem folgenden 5:2 den Klassenerhalt. Rekord-Weltmeister Jindrich Pospisil:“Wir haben in Tschechien enorme Nachwuchsprobleme. Seit mehr als 10 Jahren spielt sich kein Jugendlicher in unsere Super-Liga nach oben. Die wenigen Vereine, die wir überhaupt haben, verzweifeln daran, daß ehrgeizige Jungen, die sich noch quälen wollen, einfach nicht mehr da sind. Zu meiner Zeit war für alle der Hauptreizpunkt – Reise in den Westen – Motivation genug“.
Für die Gebr. Mergel war also die Zwischenrunde gegen diese tschechische Mannschaft beim 6:0-Erfolg kein Stolperstein. Damit war bereits eine Medaille sicher. Mehr zittern mußte hier die Schweiz gegen das überraschend starke Frankreich, denn aus einem 0:1-Rückstand wurde erst spät der 3:1-Erfolg.
In der Endrunde waren also Österreich, Deutschland und Schweiz vertreten, die nun die Medaillen ausspielen mußten. Die Gebr. Waibel aus Pfungen/Schweiz waren klug gegen Österreich eingestellt, spielten defensiv und immer auf Konter bedacht. Bis Mitte der 2. Halbzeit war es beim 2:2 völlig offen, aber dann passierte dem Schweizer Keeper bei einer harmlosen Situation vor dem eigenen Tor ein Lapsus und den fälligen Freischlag aus 3 Metern verwertete Schnetzer zum 3:2, dem kurze Zeit später das 4:2 folgte, der Anschlußtreffer für die Schweiz fiel dann zu spät. In der folgenden Partie Schweiz gegen Deutschland waren nun die Eidgenossen voll gefordert, aber die Mergel-Zwillinge waren sofort im Bilde und mit eigener Führung im Rücken hatten sie immer das Kommando auf der Fläche. Am Ende war mit dem 4:1-Erfolg auf jeden Fall die Silbermedaille sicher, das Ziel der EM erreicht. Das Finalspiel gegen Österreich wurde zum Höhepunkt der Junioren-EM. Die „Überrumpelungstaktik“ ging zunächst schief, denn der 1. Angriff der Mergels über rechts war zu wild und unvorbereitet und schon nach 30 Sekunden stand es 0:1 durch Weitschuß von Patrick Schnetzer. Der Trainerstab orderte wieder Spieldisziplin und damit konnten mit Schnelligkeit und mannschaftlicher Geschlossenheit Chancen herausgespielt werden, der Lohn: das 1:1 durch Matthias Mergel leicht hinten über den Sattel (haltbar ?). 1.10 Min. vor Halbzeit die Riesenchance für Matthias, als er clever Schnetzer den Ball abluchst und nur durch Foul am Torschuß gehindert wird. Bei einem Zweikampf mit Johannes Bauer kommt Feldspieler Matthias Mergel ab und so kommt Patrick Schnetzer 2 Sekunden vor Halbzeit frei zum Torschuß, der knapp über den Vorderrad zum 2:1 einschlägt, ärgerlich. Die 2. Hälfte beginnt mit deutschen Chancen, dabei 3 Eckbälle, die alle vergeben werden. Österreichs Angriffe werden entweder abgefahren oder die Vorlagen auf Johannes Bauer auf links sind zu ungenau. 2.30 Min. vor Spielende gelingt Matthias Mergel der Ausgleich von links vorn flach zum 2:2, der EM-Titel ist möglich ! Weiterhin zeigen Schnetzer-Bauer Nerven, denn völlig überhastet schießen sie 2 x am fast leeren deutschen Tor vorbei, die logische Folge: remis, es gibt ein Entscheidungsspiel über 1 x 6 Minuten. 3 Minuten Abtasten, keinen Fehler machen. Dann kommt Schnetzer von der Pedale ab, Matthias Mergel erkennt die Chance, wird aber gefoult. 3.50 Min vor Schluß eine Fehlabgabe der Mergels und Johannes Bauer staubt zum 1:0 ins leere Tor ab. Eine Minute später setzt sich Matthias links durch, bringt einen perfekten Querpaß zum Bruder Patrick, der unhaltbar unter die Latte zum 1:1 versenkt. Nun hat Österreich noch 2 Chancen, die aber Keeper Patrick Mergel super pariert, innerlich bereitet sich alles auf das folgende 4-Meter-Schießen vor. Aber 8 Sekunden vor Schluß kommt es im deutschen Strafraum noch zum Zweikampf, den Johannes Bauer gewinnt und 2 Sekunden vor Schluß trudelt der Ball zum 2:1-Sieg für Österreich über die Linie. Zunächst Riesenenttäuschung, dann aber doch ein gewisser Stolz. Vater Mergel: „Meine Jungs haben toll gekämpft, eine Riesenleistung !“ Michael Lomuscio: „ Das Gegentor so kurz vor Schluß war einfach Pech, aber realistisch, bei dem starken Keeper Schnetzer hätten wir wahrscheinlich das 4-Meter-Schießen verloren“. Aufatmen dagegen im Lager von Österreich. Vater Andreas Schnetzer: „Jeder hat den Titel erwartet, aber der Patrick hat mit Johannes den Titel mit einem neuen Partner verteidigt. Er hat sich selbst unheimlich unter Druck gesetzt und somit nicht seine Leistung der letzten Wochen gebracht. Gott sei Dank, er hat dennoch geschafft“.
Ergebnisse Gruppe A:
Österreich - Frankreich 9:0
Deutschland - Tschechien 3:0
Schweiz - Frankreich 3:1
Österreich - Tschechien 8:0
Deutschland - Schweiz 2:0
Tschechien - Frankreich 1:3
Österrreich - Schweiz 6:2
Frankreich - Deutschland 1:6
Tschechien - Schweiz 0:2
Österreich - Deutschland 1:1
1.Österreich 24: 3 T. 10 P.
2.Deutschland 12: 2 T. 10 P.
3.Schweiz 7: 9 T. 6 P.
4.Frankreich 5:19 T. 3 P.
5.Tschechien 1:16 T. 0 P.
Gruppe B:
Zwischenrunde
Österreich - Ungarn 9:0
Deutschland - Tschechien 6:0
Schweiz - Frankreich 3:1
Relegation:
Tschechien - Ungarn 5:2
Spiel um Platz 7:
Slowakei - Belgien 3:2
Spiel um Platz 8:
Mazedonien - Belgien 1:0
Finalrunde:
Österreich - Schweiz 4:3
Deutschland - Schweiz 4:1
Österreich - Deutschland 2:2
Endrundentabelle:
1.Deutschland 6:3 T. 4 P
2.Österreich 6:5 T. 4 P.
3.Schweiz 4:8 T. 0 P.
Entscheidungsspiel um Platz 1: (1 x 7 Minuten)
Österreich - Deutschland 2:1
Endstand Junioren-EM 2010:
1.Österreich (Patrick Schnetzer – Johannes Bauer)
2.Deutschland (Matthias und Patrick Mergel)
3.Schweiz (Severin und Benjamin Waibel)
4.Frankreich (Quentin Seyfried – Ronan Fiston)
5.Tschechien (Pavel Richter – Petr Sistek)
6.Ungarn (Zsolt Takacs – Jozef Grosz)
7.Slowakei (Attila Hanro – Tamas Czerus)
8.Mazedonien (Nadir Tairi – Egzon Sabani)
9.Belgien (Jarno van Hecke – Arnak Mkhitaryan)